Aus dem Workshopverfahren 1992 geht das städtebauliche Konzept des Büros Moore, Ruble, Yudell (Santa Monica, USA) als Grundlage für die weiteren Planungsarbeiten hervor. Es sieht vor, in den beiden Teilgebieten jeweils eigenständige Bebauungsschwerpunkte zu bilden, mit einer verbindenden Mittelachse und einer aufgelockerten Bebauung zu den Bestandsgebieten. Die vorgeschlagenen Wohngebäudetypen variieren bezüglich Größe, Form und Ausstattung auf vielfältige Weise. Moore, Ruble, Yudell wollen mit der von ihnen entwickelten Gebäudetypologie eine „artikulierte Stadtlandschaft mit ihren besonderen Beziehungen zwischen Wohnungen und den angrenzenden Höfen und Gärten, die wiederum in deutlich erkennbaren Quartieren zusammengefaßt sind“, fördern. Die Spannbreite reicht von Kleinhäusern mit eigenem Garten wie in den umliegenden Bestandsgebieten und Reihenhäusern über sogenannte „Karow Courts“ – eine Gebäudegruppierung um einen gemeinsamen Hof – bis zu Villen und Blockrandbebauung, die an größere öffentliche Grünflächen grenzen. Die Gebäude haben lediglich in Teilbereichen eine Höhe von vier Geschossen zuzüglich eines Dachausbaus. In den Randbereichen wird mit zwei oder drei Geschossen die Gebäudehöhe der angrenzenden Bestandsbebauung aufgenommen. Karow-Nord erreicht eine mittlere GFZ von 1,0, die städtebaulichen Dichten bewegen sich zwischen einer GFZ von 0,4 und 1,6.<br /><br />
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Im Bereich der sozialen Infrastruktur sind zwei Grundschulen, eine Oberschule, 17 Kindertagesstätten (davon 5 temporär) und zwei Jugendfreizeitstätten geplant. Die Einrichtungen sollen ebenso wie Sportanlagen und Nahversorgungseinrichtungen parallel zum Baufortschritt verwirklicht werden. Das überarbeitete Konzept von Moore, Ruble, Yudell wurde in die beiden Bebauungspläne eingearbeitet, die im Mai 1994 und Januar 1995 Rechtskraft erlangten. Im Juni 1994 begannen die Erschließungsmaßnahmen im Baufeld westlich der Bucher Chaussee, im August desselben Jahres die Hochbauarbeiten. Bisher sind 48 verschiedene Architekten bzw. Architekturbüros beteiligt, wobei im östlichen Teilgebiet noch nicht alle Architekten feststehen. Die Planungen der öffentlichen Freiflächen wurden von bislang neun Landschaftsplanungsbüros übernommen. Zur Sicherung und Realisierung der gestalterischen Rahmenbedingungen hat die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (heute Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr) eine „Gestaltmoderation“ ins Leben gerufen. In den „Empfehlungen zu gestalterischen Rahmenbedingungen“ sind die Ergebnisse dokumentiert, die die Gutachter neben der Mitwirkung an Entscheidungsfindungen – z. B. im Rahmen von Gutachterverfahren oder Wettbewerben für Öffentliche Hochbauten – erarbeitet haben. Im Mittelpunkt stand dabei die Entwicklung von projektbezogenen, praxisrelevanten Gestaltungshinweisen und -richtlinien zu Haustypologie, Gebäudeprofilen, Blockkanten, Ecken, Dächern und Materialien sowie zu öffentlichen Straßenräumen und privaten Grünflächen, wobei nur ein kleiner Teil dieser Gestaltungshinweise in den Bebauungsplänen verbindlich festgesetzt wurde.<br /><br />
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Als Konzeption für die Straßenräume und die öffentlichen Plätze liegt ein gestalterischer Erschließungsplan vor, der die deutliche Differenzierung und Strukturierung des öffentlichen Stadtraumes bei gleichzeitiger Wahrung eines einheitlichen verbindenden Charakters als Ziel hat. So sind insgesamt 19 verschiedene Straßenprofile – die zwischen 7,0m für Mischflächen und 22,5m für Sammelstraßen mit Busverkehr variieren – entwickelt worden, die den komplexen stadträumlichen Situationen Rechnung tragen. Der gestalterische Erschließungsplan beinhaltet des weiteren ein Konzept von Baumpflanzungen, die Anordnung des ruhenden Verkehrs bis hin zur Wahl der Beleuchtungskörper und zu empfohlenen Materialien. Hinter dem Gutachten „Images“ verbirgt sich eine Zusammenstellung der wesentlichen Gestaltcharakteristika und der zugewiesenen Nutzungsfunktionen für die einzelnen Freiflächen des städtebaulichen Konzeptes von Moore, Ruble, Yudell. Dieser verbindliche Leitfaden diente als Orientierung für die nachfolgend beauftragten Landschaftsarchitekten und sollte eine baldige Planung und Ausführung gewährleisten. Die Gestaltung der Grünflächen steht im Spannungsfeld zwischen einem möglichst weitgehenden Freiraum für gestalterisches Wirken einerseits und dem Wunsch nach Identitätsbildung für das Wohngebiet andererseits, der einen gestalterischen Rahmen erfordert. So wird wie im städtebaulichem Konzept dem „Prinzip der Vielfalt innerhalb einer zusammenhängenden Struktur“ gefolgt.
- Address : Karow
- Region : Berlin
- Area : 100
- GPS X : 0.000000000000000000
- GPS Y : 0.000000000000000000
- Project start : 1992
- Project end : 1995
- Implementation start : 1995
- Implementation end : 1997
- Project Status : Completed Project
- Client : Senatsverwaltung für Bauen Wohnen und Verkehr IV E
- Ownership : Private
- Accessibility : Limited public access
- Project Team : 48 verschiedene Architekten / Landschaftsplaner
- Notes : weblinks:
www.moorerubleyudell.com
Literatur:
Uhrig, Nicole; Freiräume Berlin 1997
Fuß, Silke; Landschaftsarchitekten 2
DAIDALOS, (1993), Nr. 50
Bundesbaublatt, Jg 45 (1996), Nr.6 - Brief Description : Angesichts des dringenden Bedarfs an Wohnraum im wieder vereinten Berlin war man auf der Suche nach einem geeignetem Gebiet für belebende und neuen Möglichkeiten für gesamtstädtische Wohnsiedlungen. Der Nordosten Berlins mit den Bezirken Weißensee und Pankow wurde als einer der künftigen Schwerpunkte der Wohnungsbauentwicklung festgelegt. Als Potentialflächen wurden vor allem bis dahin landwirtschaftlich genutzte Flächen hauptsächlich in Ortsrandlage eingestuft. Karow-Nord war das erste Projekt, das in Angriff genommen wurde.
Der Entwurf sah eine wesentlichen Erweiterung des Dorfes Karow in Weißensee vor. Der Ort gehört zu einer Reihe von Gemeinden, die über Straßen und die S-Bahn als Nabelschnüre mit dem Berliner Stadtzentrum verbunden sind. Aus einem Workshopverfahren von 1992 ging das städtebauliche Konzept des Büros Moore, Ruble, Yudell (Santa Monica, USA) als Grundlage für die weiteren Planungsarbeiten hervor. Im Zentrum hatte Karow, wie viele dieser Orte, einen kleinen historischen Dorfkern, eine einzelne Straße mit einfachen Bauernhäusern, die sich um kleine, gemütliche Höfe drängten. Um diesen Kern liegen die bescheidenen Siedlungsgebiete. Die Aufgäbe bestand darin, 5000 neue Wohneinheiten samt Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Einkaufsmöglichkeiten in diese sensible Umgebung zu integrieren und dabei einerseits auf den bestehenden Dorfcharakter mit niedriger Bebauung Rücksicht zu nehmen, gleichzeitig aber auch eine neue Identität für die dichter besiedelten neuen Wohngebiete zu schaffen. Man sah vor, in den beiden Teilgebieten jeweils eigenständige Bebauungsschwerpunkte zu bilden, mit einer verbindenden Mittelachse und einer aufgelockerten Bebauung.
Auf knapp 100ha - davon 46,1 ha Nettobauland, 16ha öffentliches Straßenland, 8,3ha Öffentliche Grünflächen und soziale Infrastruktureinrichtungen auf 10ha - werden von vier Bauherren mehr als 5000 Wohneinheiten erstellt.
Nach kurzer Planungsphase wurde mit dem Bau der Wohnsiedlung begonnen. Die Blöcke D und G wurden zwischen 1995 und 1997 errichtet. Das Architekturbüro Moore, Ruble, Yudell war für die Planung der Blöcke zuständig. Für die Freiraumplanung verantwortlich waren Krafft-Wehrberg und AG Hermann. - Image Title :